2020 01 18 02Am 18. Januar eröffneten der Heimatverein und der BAZ e.V. ihre Veranstaltungsreihe anlässlich 700 Jahre Ersterwähnung von Zossen. Bürgermeisterin Wiebke Schwarzweller dankte beiden Vereinen für ihr Engagement.
Nachdem die Vorsitzende des Heimatvereins, Karola Andrae, die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung begrüßt hatte, übergab sie das Wort an die neue Bürgermeisterin Wiebke Schwarzweller.
Diese dankte dem Heimatverein und dem BAZ für die Organisation der Veranstaltungsreihe zu 700 Jahre Ersterwähnung von Zossen gleich erst einmal mit einem Blumenstrauß. Der Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde sei ein ehrwürdiger Ort für eine derartige Veranstaltung, so die Bürgermeisterin und bedankte sich bei der Evangelischen Kirchengemeinde, aber auch bei den ehrenamtlichen Ortschronisten in dieser Stadt. Ausgehend davon, dass Zossen heute ein starkes Mittelzentrum sei, wagte sie dann einen historischen Rückblick auf die Entstehung und die Geschichte von Zossen.


Referent Karl Heinz Bannasch vom Geschichtsverein Berlin Spandau, führte dann die Zuhörer in eine Zeitreise durch die Geschichte der Entstehung von Groß-Berlin.
In seinem Vortrag breitete Bannasch vor den Zuhörern die Vorgeschichte der Gründung von Groß – Berlin aus. Er schilderte die wirtschaftliche und sozialen Lage in den später eingemeindeten Gemeinden, und das daraus resultierende Für und Wider für die Bildung einer Einheitsgemeinde Groß-Berlin. Der einst reichste Landkreis Teltow musste bei der Eingemeindung die meisten Federn lassen. Auch Spandau zeigte nur wenig Neigung für dieses Groß-Berlin. Von dessen ehemaligen Stadtrat sei der Ausspruch Überliefert „Es schütze uns des Kaisers Hand vor Großberlin und Zweckverband“, so Bannasch. Der Kaiser hätte ihm vielleicht geholfen, denn auch der Preußische Staat sei gegen eine Eingemeindung gewesen, den gab es aber 1920 nicht mehr und die Mehrheitsverhältnisse im Parlament hatten sich grundlegend verändert. Damit sei das Pro und Kontra aber noch nicht überwunden gewesen, was sich in dem knappen Abstimmungsergebnis widerspiegele. Schließlich fand sich eine 16-Stimmen- Mehrheit zur Annahme des Gesetzes: Das Ergebnis der Schlussabstimmung am 27. April 1920 lautete 165 : 148 Stimmen bei 5 Enthaltungen und 82 Fehlenden. Es habe auch Überlegungen gegeben einen Umkreis von 50 km um Berlin einzugemeinden, dann wäre Zossen heute Teil Berlins.2020 01 18 03
Bannasch verwies auf die katastrophale Infrastruktur, die den Erfordernissen der Industrialisierung überhaupt nicht mehr entsprach. So habe es vor der Eingemeindung 16 eigenständige Straßenbahnverwaltungen, zwei verschiedene Spurbreiten gegeben. Die einzelnen Gemeinden verfolgten eigene Ziele in der Raumplanung, die mit den Nachbargemeinden nicht abgestimmt wurden.
Spannend und emotional gestaltet sich dann die anschließende Fragerunde. Nachdem Bannasch auf die Frage von Silvio Fischer, ob er eine Analogie zwischen dem Für und Wider vor 1920 und dem Für und Wider bei der Volksabstimmung 1996 zur Einheit von Berlin und Brandenburg sehen würde, entfachte sich plötzlich eine Diskussion über die deutsche Einheit. An SPD, CDU/ CSU ließ Bannasch keinen guten Faden. Die einzige Partei, die konsequent an der Deutschen Einheit festhielt, sei die Partei von Dietrich Genscher gewesen. Am ende der Veranstaltung dankte Karola Andrae dem Referenten.
Wer sich weiter über die Geschichte der Gründung Groß-Berlins informieren möchte, dem seien folgende Links empfohlen:
https://berlingeschichte.de/bms/bmstxt00/0006prob.htm#seite4
https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9F-Berlin

Text und Fotos: Dr. Rainer Reinecke