Die Zigeunerin oder Dreizehn Tage ohne Ende

1997 04 19 04Versuch einer Beschreibung der letzten Kriegs- und ersten Nachkriegszeit aus ganz persönlicher Sicht, so Titel und Untertitel des Buches, welches die Autorin an diesem Abend vorstellte.

Fast minutiös schildert Liselotte Senff ihre Erlebnisse in den letzten Kriegstagen, Krankenschwester auf Flucht vor der herannahenden Front, Tod ihres geliebten Bruders, zerbombtes Elternhaus in Berlin, Kriegsfreundschaft, Kriegsgefangenschaft und Flucht aus der Kriegsgefangenschaft bis zum Ankommen in einem anderen Deutschland.

Im Gespräch mit ihrem Freund äußert sie ihm gegenüber in diesem Buch: "Ich habe Hunger Gerd." "Du brauchst doch nur zu essen, Mädchen", antwortet dieser. Sie, den Kopf schüttelnd: "Das meine ich nicht. Hunger nach Leben, verstehst du? Das was mein Leben bisher ausmachte, setzte sich zusammen aus Krankheiten, Not durch Vaters häufige Arbeitslosigkeit, unerfüllbare Wünsche wie vereisen; später dann Arbeit, bis ich vor Müdigkeit umfiel..."

 

1997 04 19 02

Wer Liselotte Senff an diesem Abend erlebt hat, hat gespürt, dass dieser Hunger nach Leben immer noch da war und wohl nie ganz gestillt werden kann. Auf dem Rückklappentext ihres Buches schreibt Lilo, wie sie von ihren Freunden genannt wird: Diese dreizehn Tage kreisen in meinem Blut bis heute. Trotz bodenständiger, lang dauernder Ehe blieb ich 'Die Zigeunerin' von damals, überall und nirgends zuhause."

Text: Dr. Rainer Reinecke
Fotos: Dieter Frambach
Plakat: Archiv Dieter Frambach

zurück zu 1995-1999