Ansprache zur Neueröffnung des Schulmuseums im Haus Kirchplatz 7

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, liebe Frau Andrae, liebe Mitglieder des Heimatvereins, liebe geladene Gäste, werte Anwesende!

Ich freue mich sehr, sie alle auch im Namen meiner Mitstreiter zu unserer heutigen Neueröffnung unseres Zossener Schulmuseums begrüßen zu können. Ihr Erscheinen zeugt von dem freundlichen Interesse, das sie seit der Eröffnung unseres Museums im Jahr 2002 unserem Anliegen entgegengebracht haben Sie alle waren und sind uns als Besucher herzlich willkommen und viele von Ihnen haben durch Spenden und Leihgaben dazu beigetragen, daß unsere Ausstellungen von Jahr zu Jahr interessanter werden konnten.

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Im überfüllten Klassen Zimmer eröffnet Gudrun Haase das neue Schulmuseum

Unser Raum im Haus Kirchplatz 2 im oberen Geschoß der Bibliothek war zwar am Eröffnungstag berstend voll und dennoch gab es noch viel Raum, der sich in den kommenden Jahren mit vielen interessanten Gegenständen füllte, die in Kisten und Kästen untergebracht werden mußten. Der Ruf nach mehr Raum erscholl. Da hatte Frau Schreiber die Vision, ein altes Zossener Mietshaus in ein Gebäude zu verwandeln, das von der Öffentlichkeit genutzt werden kann und in dem uns etwa die dreifache Grundfläche zur Verfügung stehen sollte. So entstand der Plan, ein historisches Klassenzimmer mit alten Schulmöbeln und Gegenständen, die schon in der Kaiserzeit Klassenräume schmückten, zu gestalten und einen Raum mit der Schulgeschichte der DDR einzurichten. Ein weiterer Teil des Schulmuseums, der auch ohne Führung begehbar ist, wurde der Darstellung der Zossener Schulgeschichte in Form von Bildtafeln, aber auch den zu Zossen gehörenden Dorfgemeinden und Zeugnissen des naturwissenschaftlichen Unterrichts, den technischen Hilfsmitteln, der Musik, Spielen, Poesiealben und Kinderbüchern sowie wechselnden Sonderausstellungen gewidmet.

Anfangs gefiel uns der Gedanke in einem Wohnhaus ein Schulmuseum zu errichten nicht so sehr. Nun sind wir damit völlig ausgesöhnt und über die jetzigen Nutzungsmöglichkeiten sehr erfreut. Aus der Zossener Schulgeschichte wissen wir, daß der erste bekannte Standort eines festen Schulhauses, im Jahr 1724 erbaut, der Platz ist, auf dem seit 1895 die Superintendentur sich befindet. Wenn Sie hier im historischen Klassenzimmer aus dem Fenster schauen, sehen sie die doch recht schmucklose Rückwand des Gebäudes und ein kleines Stück Fläche hinter dem Haus, die an Kirchplatz 7 grenzt. Das war der Schulhof noch bis zum Jahr 1818 als dann das Schulhaus Kirchplatz 1 bezogen wurde. Das alte Schulhaus mit 2 Klassenräumen und 2 Lehrerwohnungen, von dem Inspektor Bauer um 1800 schreibt, daß man um dieses Haus zu betreten 2 Stufen abwärtsgehen mußte, war sehr baufällig und viel zu eng. Sie können darüber in den Zossener Bildtafeln nachlesen. Das Schulhaus von 1818 hatte 4 Klassenräume. Dort wurde es aber 1853 schon wieder zu eng und man kämpfte um eine Erweiterung des Schulgebäudes. Dort heißt es:" daß, wie auch der Königl. Regierung bereits bekannt, eine neue fünfte Schulklasse miethweise requiriert sei. Diese gemiethete Schulklasse, in welcher der Unterricht wirklich abgehalten wird, befindet sich, wie ich aus eigener Kenntnis hinzufüge, im Haus des Webermeisters Mahling am Markte, in unmittelbarer Nähe des Schulhauses und der Kirche. Das Local halte ich für ganz zweckmäßig und stelle anheim, es bei dieser Einrichtung zu belassen." gez. Bertram

Es wird auch bald noch ein 2. neues Schulzimmer nöthig werden. Denken wir also mal, vielleicht war es auch Kirchplatz 7, der mit angemietet war und wir sind auch in diesen Räumen mitten in der Zossener Schullandschaft und haben damit unser Schulmuseum auch in einem Schulkomplex, wie es anderen Ortes üblich ist. Es scheint noch gar nicht so lange her zu sein und doch sind es fast 14 Jahre her, daß am 25. April 2002 der Vertrag für das Betreiben des Schulmuseums durch die Stadt Zossen, vertreten durch den damaligen Bürgermeister, Herrn Lüders, und den Amtsdirektor, Herrn Dr. Klucke, und den damaligen Vorsitzenden des Heimatvereins, Herrn Stuck, im Beisein vieler Gäste im Raum des Schulmuseums unterschrieben wurde. Viele von Ihnen werden sich noch erinnern können, wie unser leider viel zu früh verstorbener Mitstreiter Rüdiger Kaiser im Gewand eines alten Lehrers eine kurzweilige Unterrichtsstunde gestaltete.

Der Kreis der Mitstreiter im Schulmuseum hat sich im Laufe der Jahre verändert. Neue junge Rentner sind hinzugekommen, andere aus unterschiedlichen Gründen ausgeschieden, so daß wir heute mit 12 Namensschildern auf uns aufmerksam machen können.

Seit Beginn unseres Bestehens ist es unser Hauptanliegen, die Schulgeschichte zur Zeit der Großeltern und Urgroßeltern für die heutigen Kinder und Jugendlichen erlebbar zu machen. Die alte pädagogische Weisheit, daß Anschauung das Fundament der Erkenntnis ist, nutzten viele Lehrer der 3. Klassen, um im Rahmen des Sachkundeunterrichts beim obligatorischen Thema "Die alte Schule" in unserem Schulmuseum einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Öffnet sich vor den Kindern die Tür unseres Schulmuseums und sehen sie die alten Bänke mit den Schiefertafeln, hört man neben dem modernen Ausruf "cool" auch schon mal die Worte "Wie bei Harry Potter". Ertönt dann das Läuten der Schulklingel und werden gar die alten Schulregeln um 1900 erläutert und manchmal auch der Rohrstock demonstriert, dann verharren die Kinder doch recht andächtig auf den engen Schulbänken.

Wir alle, machen aber mit all den Gruppen und Personen, die uns besuchen, gern einen Ausflug in die Vergangenheit. Die Gegenstände in unserem Museum können viele Geschichten erzählen und unsere Besucher fügen immer wieder neue hinzu, so daß die Zeit beim Museumsbesuch viel zu schnell vergeht und ein Wiederkommen empfohlen wird. Viele Klassentreffen und Besuchergruppen haben einen Ausflug in die Vergangenheit in unserem Museum unternommen.

Ältere Leute, deren Schulzeit Jahrzehnte zurückliegt, und die lange nicht mehr eine Schule betreten haben, fühlen sich beim Anblick der Exponate des Schulmuseums in ihre eigene Schulzeit zurückversetzt und manch älterer Gast streckt beim Anblick des Rohrstocks schon die Hand aus, um wie in seiner Kindheit oft wegen einer kleinen Nachlässigkeit in der Schule Schläge auf auf die ausgestreckte Hand zu empfangen. So wie sich die Anzahl von Gegenständen, Schulbüchern, Heften, Zeugnissen und weiteren Dokumenten ständig vergrößert hat, ist auch unser Wissen über die Geschichte der Zossener Schulen vergrößert worden. Gespräche mit älteren Zossener Bürgern trugen ergänzend zu den Informationen aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv dazu bei. Zu einer ersten Zusammenstellung der Geschichte der Zossener Stadtschulen animierte mich Herr Dr. Wietstruk aus Rangsdorf, als er unserem Museum seine Forschungen zur Rangsdorfer Schulgeschichte und Publikationen zu weiteren Schulen im Altkreis Zossen überreichte. Vor einigen Jahren hat der Heimatverein das von Dr. Wietstruk verfaßte Buch "Über Küster und Schulmeister" - eine Landschulgeschichte des Kreises Teltow" herausgegeben, das Sie auch hier im Museum erwerben können. Es ist interessant zu lesen und eine Fundgrube für jeden Lehrer und heimatgeschichtlich interessierten Bürger. Einen kurzen Abriß einer fast hundertjährigen Schulgeschichte geben die in Versform geschriebenen beiden Erlebnisberichte aus der Schulgeschichte des Autors im Anhang.

Unter all dem neuen Mobiliar möchte ich doch noch besonders den in der Ecke des historischen Klassenzimmers stehenden Schrank erwähnen. Unser Heimatforscher Klaus Voeckler hat diesen ca 1910 für die Nächst Neuendorfer Schule von einem Tischler gebauten Schrank nach der Schließung der Nächst Neuendorfer Schule aufbewahrt und der Stadt Zossen für unser neues Schulmuseum geschenkt. Interessant ist das Innenleben dieses Schrankes einer Dorfschule, gibt es doch eine Fülle von kleinen durch Bretter unterteilten Fächern, ein hervorragendes System, um unter den begrenzten räumlichen Möglichkeiten einer Dorfschule Ordnung zu halten.

Unser Museum war nun seit dem Herbst geschlossen. Als es am 13. Januar endlich hieß, das Einräumen kann beginnen, starteten wir alle mit großem Elan. Galt es doch, all den Schätzen, die einige Monate in Kästen verpackt waren, einen neuen Platz zuzuweisen. Nur eine Zahl will ich nennen. Wir alle gemeinsam haben über 350 Stunden beim Einräumen und Gestalten des neuen Schulmuseums zugebracht, nicht gerechnet, welche Zeit häusliche Vorbereitungsarbeiten beanspruchten. Wir trafen uns mindestens zweimal wöchentlich seit unserem Umzugstag. Es hat uns Freude gemacht und wir danken allen Helfern, besonders der Vorsitzenden unseres Heimatvereins Frau Andrae, die mit Zauberhand passendes Mobiliar, sogar eine Leiter zur rechten Zeit beschaffte. Durch ihren Ideenreichtum und ihr Organisationstalent können wir uns heute in diesen Räumen so präsentieren, wie Sie es nun anschließend wahrnehmen können. Dem Stadtbaubetrieb danken wir für die freundliche Hilfsbereitschaft bei unserem Umzug, war es doch nicht leicht, die schweren Dinge vom 2. Stock abwärts über die Treppen zu dirigieren. Unser Dank gilt der Stadt Zossen mit all ihren Mitarbeitern, die unseren Wünschen gegenüber sehr aufgeschlossen waren. Zum Schluß sage ich noch, vielen Dank Frau Schreiber, daß Sie sich mit so großem Engagement für das Objekt Kirchplatz 7 eingesetzt haben.

Ein besonderes Dankeschön an Frau Leszczynski, die Leiterin unserer Stadtbibliothek und ihrem Team für die Gastfreundschaft und gute Zusammenarbeit, die wie auch weiterhin pflegen werden.

Und da zu der Ausbildung der Lehrer im Kaiserreich und darüber hinaus und auch vorher Orgel- und Geigenspiel gehörte und auch unseren Raum eine Geige ziert, wird meine Enkeltochter Friederike nicht diese spielen, sondern mit ihrer eigenen Geige einige Minuten des Besinnens und Lauschens vor der großen Besichtigung zaubern. Friederike ist nur wenige Tage jünger als das Schulmuseum Zossen und in dieser Zeit beträchtlich gewachsen - fast 14 Jahre Lebensalter und fast 14 Jahre Bestehen eines Schulmuseums in unserer Stadt Zossen.

Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt und bleiben Sie unserem Museum weiterhin so verbunden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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