2021 06 08 3 Dabendorf Schule 1907
1907 eingeweihtes Schulhaus Dabendorf

Im Jahr 2021 wird in Dabendorf ein neues Schulhaus eingeweiht werden. Dieser Bau mit einer Kapazität für 1000 Schüler verfügt  außer den Unterrichtsräumen über Aula, Mensa, Bibliothek, Mehrzweckräume für die Sportler und eine großzügig gestaltete Außenanlage. Er ist nach jahrelangem Ringen um die Finanzierung entstanden. Damit hat sich die Stadt Zossen im Ortsteil Dabendorf ein repräsentatives Denkmal geschaffen.

Es ist an der Zeit, hier nun einen Blick auf vorangegangene Schülhäuser in Dabendorf zu werfen. Diese gruppieren sich um den Dorfkern von Dabendorf.

Nachdem im Jahr 1717 die Schulpflicht in Preußen von König Friedrich Wilhelm I. eingeführt wurde, dauerte es noch mehrere Jahre bis alle Dörfer über ein Schulhaus, für den Lehrer zugleich Wohnhaus, verfügten. Aus Berichten der Inspektoren (Superintendenten der Stadt Zossen) erfahren wir über die schlechte Besoldung und die unwürdigen Lebensumstände der Lehrer.

Fährt man durch Dabendorf in Richtung Glienick, so sieht man gleich hinter der Dorfaue auf der rechten Seite ein mit einem Türmchen geschmücktes rotes Gebäude. Das ist das im Jahr 1907 eingeweihte Schulhaus von Dabendorf. (Von den vorangegangenen Schulhäusern haben wir keine Bilder, sondern nur Berichte über ihren Zustand.)

Hier werden seit der Wende die Grundschüler von Dabendorf unterrichtet. Es wurde als Schule mit zwei Klassenräumen und zwei Lehrerwohnungen errichtet und 1929 mit einem Anbau um zwei weitere Klassenräume erweitert.

 Lange währte der Kampf um ein ordentliches Schulhaus für die kleine Gemeinde Dabendorf. In den Unterlagen unseres Zossener Schulmuseums liegen zwei Dokumente aus der Zeit vor über zweihundert Jahren vor. Das eine ist die Schülerliste des Lehrers Gottfried Paul, in der er im Jahr 1790 der königlichen Regierung die Zahl von 23 namentlich aufgeführten Schülern meldet. Es waren 13 Knaben und 10 Mägdelein. In einem Bittgesuch  an die Königliche Regierung  um die Erhöhung seiner Bezüge aus dem Jahr 1801 schrieb er, sein Einkommen reiche nicht aus, um seine Familie zu ernähren, weil er kein Schneiderhandwerk ausüben könne. Das war bei vielen Dorfschullehrern zu dieser Zeit eine notwendige zusätzliche Einnahmequelle. Aus Berichten der Inspektoren  erfahren wir über die schlechte Besoldung und die unwürdigen Lebensumstände der Lehrer.

2021 06 08 1 Dabendorf 1894 01
Dabendorfer Schüler  1894
Hintergrund Schulscheune
2021 06 08 2 Dabendorf 1900 01
Dabendorfer Schüler ( Knaben) 1900
Hintergrund Schulscheune

So wird von dem ersten erwähnten Schulhaus um 1800 berichtet, dass die Wohnstube des Lehrers zugleich Schulstube  war. Sie hatte eine Größe von 18 Quadratmetern und besaß zwei Fenster, jeweils 1,05m hoch und 0,75 m breit. Der Familie des Lehrers standen noch zwei Kammern zur Verfügung und außer Küche und Flur befand sich noch der Kuhstall unter dem gleichen Dach. Der Lehrer verdiente mit Anrechnung der Naturalleistungen 38 Taler. Nach dem Tode des ersten Lehrers im Jahr 1802 übernahm sein Sohn Johann Gottfried Paul die Stelle. Es heißt "... er wurde von der Gemeinde geachtet und von der Jugend geliebt ..."  Man hatte sein Gehalt auf 54 Taler erhöht. Aber 1814 ging er nach Lichtenrade.

In den nächsten drei Jahren ergriffen zwei Schulmeister wieder die Flucht, da ihre Kleidung durch Schimmel verdorben und auch die Möbel unter der Feuchtigkeit gelitten hatten. Von 1817 bis 1851 war dann ein Lehrer Gottfried Schmidt in Dabendorf tätig. Für ihn wird erwähnt ein Einkommen von 60 Talern und freie Holzlieferung für das Wohnhaus bei 32 Schulkindern. Hier wird auch schon  eine kleine Wohnstube genannt, die durch einen Flur vom Schulzimmer getrennt ist. Man hatte wohl einige Umbauten vorgenommen.

Ein neues Schulhaus muss dann doch um 1870, etwa 20 m vom alten entfernt, gebaut worden sein (an der Stelle der heutigen Fahrschule, dem früheren Dorfkonsum). Von 1854 bis 1898 wird der Lehrer Wilhelm Eger erwähnt. Sein Nachfolger Eduard Schlüter 1898 bis 1928 hatte bei seinem Dienstbeginn 47 Schüler zu unterrichten. Das älteste Dabendorfer Schulfoto von 1894 zeigt als Hintergrund nicht das Schulhaus sondern eine massive Scheune. Auf diesen einige Jahre zuvor für den Lehrer errichteten  massiven Bau waren die Gemeindeväter besonders stolz. Das Schulhaus hielt man wohl nicht für so darstellungswürdig. Bereits 1901 waren es 87 Schüler und bis 1907 besuchten 108 Schüler diese Schule. Ein Schulfoto aus dem Jahr 1900 zeigt nur die Knaben (wegen der großen Schülerzahl wurden die Mädchen und Knaben jeweils getrennt fotografiert), die nicht vor einem Schulhaus, sondern vor der Scheune stehen.

2021 06 08 4 Gesamtschule Dabendorf 1985 eingeweiht
Gesamtschule Dabendorf, eingeweiht 1985

Erst als im September 1907  das rote Schulgebäude eingeweiht wurde, stellte man für die über einhundert Kinder einen zweiten Lehrer ein. Da sich durch die Besiedelung Dabendorfs viele neue Bewohner einfanden, stieg die Zahl der Schulkinder weiter. So wurden 1929 zwei weitere Klassenräume angebaut und die Schule erhielt ihr heutiges Aussehen. Mit der Schaffung einer  achtklassigen Schule wurde noch Raum durch die Nutzung von vorher von der Gemeinde genutzten Baracken geschaffen, so dass hier bis 1985 alle Dabendorfer Schüler die 10. Klasse besuchen konnten. Eine Umgestaltung der Zossener Schullandschaft führte dazu, dass 1985 ein neues Schulhaus eingeweiht wurde mit einer Kapazität für 600 Schüler, die nun auch mit Bussen aus den umliegenden Ortschaften hierher kamen. Mit der Einführung der Gymnasialen Oberstufe und der Umwandlung der Zossener Schule in eine Grundschule stieg die Schülerzahl weiter an, so dass seit Jahren in der Schule erhebliche Raumprobleme herrschen.

Gudrun Haase