Heimatverein "Alter Krug" Zossen e.V.

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Räume des neuen Schulmuseums doch inmitten eines ehemaligen Schulkomplexes?
Aus der Eröffnungsansprache der Leiterin des Schulmuseums Gudrun Haase:

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Im völlig überfülltem Klassenraum eröffnet Gudrun Haase das neue Schulmuseum.
Nach dem Geigenspiel ihrer Enkeltochter Friederike ist das Museum eröffnet.

„Anfangs gefiel uns der Gedanke in einem Wohnhaus ein Schulmuseum zu errichten nicht so sehr. Nun sind wir damit völlig ausgesöhnt und über die jetzigen Nutzungsmöglichkeiten sehr erfreut. Aus der Zossener Schulgeschichte wissen wir, daß der erste bekannte Standort eines festen Schulhauses, im Jahr 1724 erbaut, der Platz ist, auf dem seit 1895 die Superintendentur sich befindet. Wenn Sie hier im historischen Klassenzimmer aus dem Fenster schauen, sehen sie die doch recht schmucklose Rückwand des Gebäudes und ein kleines Stück Fläche hinter dem Haus, die an Kirchplatz 7 grenzt. Das war der Schulhof noch bis zum Jahr 1818 als dann das Schulhaus Kirchplatz 1 bezogen wurde. Das alte Schulhaus mit 2 Klassenräumen und 2 Lehrerwohnungen, von dem Inspektor Bauer um 1800 schreibt, daß man um dieses Haus zu betreten 2 Stufen abwärtsgehen mußte, war sehr baufällig und viel zu eng. Sie können darüber in den Zossener Bildtafeln nachlesen. Das Schulhaus von 1818 hatte 4 Klassenräume. Dort wurde es aber 1853 schon wieder zu eng und man kämpfte um eine Erweiterung des Schulgebäudes. Dort heißt es: ‚daß, wie auch der Königl. Regierung bereits bekannt, eine neue fünfte Schulklasse miethweise requiriert sei. Diese gemiethete Schulklasse, in welcher der Unterricht wirklich abgehalten wird, befindet sich, wie ich aus eigener Kenntnis hinzufüge, im Haus des Webermeisters Mahling am Markte, in unmittelbarer Nähe des Schulhauses und der Kirche. Das Local halte ich für ganz zweckmäßig und stelle anheim, es bei dieser Einrichtung zu belassen.‘ gez. Bertram
Es wird auch bald noch ein 2. neues Schulzimmer nöthig werden. Denken wir also mal, vielleicht war es auch Kirchplatz 7, der mit angemietet war und wir sind auch in diesen Räumen mitten in der Zossener Schullandschaft und haben damit unser Schulmuseum auch in einem Schulkomplex, wie es anderen Ortes üblich ist.“ Hier der vollständige Wortlaut.

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Gudrun Haase im Gespräch mit Konrad Schultze

Aus einem Gespräch am Rande der Eröffnung des neuen Schulmuseums mit einem der ältesten ehemaligen Schüler der Stadtschule und seiner Ehefrau einer Neulehrerin an dieser Schule
Fragen an einen der ältesten noch lebenden Schüler der ehemaligen Stadtschule Zossen Konrad Schultze:
Von wann bis wann haben Sie die Stadtschule besucht?
Die Stadtschule habe ich von 1932 bis 1936 besucht, danach die Oberschule in der Bahnhofsstraße"
Das war ja keine einfache Zeit?

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Der blaue Pfeil zeigt auf Konrad Schultze

Na ja, wir waren Kinder. Aber zu spüren bekamen wir die Veränderungen schon. Da wurde 1933, oder erst 1934, auch in der Schule nicht mehr mit „Guten Morgen“, sondern mit „Heil Hitler“ gegrüßt.
Frau Haase hat vorhin auch den Rohrstock gezeigt, kennen sie den auch noch?
Ja, natürlich. Wir hatten einen sehr strengen aber auch sehr guten Lehrer, er wollte wirklich, dass wir etwas lernen. So war unsere Klasse auch besser als andere für die weiterführende Schule vorbereitet.
Auf dem Foto sind sie ja ein richtiger Lockenkopf, der einzige in der Klasse?
Ja der einzige in der Klasse. Ich hatte auch so mein Problem damit. Damals waren angelegte Haare Mode, aber meine Locken waren nicht zu bändigen. Wenn Sie schon auf das Foto zeigen, achten sie mal auf die Jungen in der ersten Reihe im Schneidersitz, die sitzen zum Teil barfuß da.

Aber nicht nur Konrad Schultze war mit der Stadtschule Zossen verbunden, sondern auch dessen Ehefrau Eleonore. Sie allerdings nicht als Schülerin, sondern als Neulehrerin nach 1945. Sie schaute auf das Foto, auf welchen sie als Neulehrerin zu sehen ist.

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Rechts im Bild Neulehrerin Eleonore Schultze

„Wir ich da aussehe.“ Die Umstehenden meinten jedoch. „Du siehst doch gut aus.“
Sie waren Neulehrerin?
Ja, ich war an dieser Schule nach kurzer Ausbildung eine Neulehrerin, denn in der sowjetischen Besatzungszone sollten all jene Lehrer, die in der Partei waren, schnell ersetzt werden.
Unter dem Foto ist vermerkt Jahrgang 1946.
Jahrgang 1946 stimmt sicherlich für die Einschulung, aber die Klasse habe ich, wenn ich mich richtig erinnere, 1947 übernommen. Neulehrer durften an unsere Schule nämlich noch nicht erste Klassen unterrichten, das blieb den vollausgebildeten Lehrern vorbehalten.
Erinnern Sie sich noch an ihre Schüler?
„Oh ja, das war schon eine besondere Klasse.“
Wie so besondere Klasse?
Na ja, mit Wiederaufnahme des Schulbetriebs sollten zunächst alle Kinder, ob mit oder ohne irgendwelche Behinderungen gemeinsam unterrichtet werden. Doch dann wurde bald eine Förderklasse eingerichtet, in der dann Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten unterrichtet werden sollten. Meine Klasse war eine solche Förderklasse. Unter den Schülern auch Legastheniker. Legastheniker war für uns damals etwas wovon wir gar nichts wussten.
Waren in Ihrer Klasse nur lernbehinderte Kinder?
Nein, wenn die anderen Klassen voll besetzt waren, wurden auch Kinder ohne Lernbehinderung in die Klasse aufgenommen. Ob lernbehindert oder nicht, ich habe meine Schüler geliebt.
Wie zur Bestätigung hatten sich ehemalige Schülerinnen in der Gesprächsrunde eingefunden. Sie, jetzt selbst schon ergraut und weit über die Siebzig, begrüßten ihre ehemalige Lehrerin sehr herzlich und hatten sich viel zu sagen.

Das Schulmuseum eine Forschungs- und Begegnungsstätte

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Eine der Tafeln zur Dabendorfer Schulgeschichte

Frau Gudrun Haase und ihre ebenfalls ehrenamtlichen Mitstreiter sorgen nicht nur dafür, dass die Exponate, die sich mit der Zeit angesammelt haben, auch im neuen Museum mit seinen größeren Räumen ordentlich präsentiert werden, sondern forschen auch selbst zur Schulgeschichte in Zossen. Die erste Ausstellung im neuen Museum über die Dabendorfer Schulgeschichte legt davon ein beredtes Zeugnis ab. Zu den Öffnungszeiten des Galeriecafés können jetzt auch Besucher fast an allen Wochentagen das Schulmuseum mit seinen wechselnden Ausstellungen besuchen. Wer allerdings gern mehr wissen möchte, kommt donnerstags oder sonnabends in der Zeit zwischen 10 und 12 Uhr, Dann können sie von unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern noch vieles mehr erfahren. Gruppen können sich unter 03377-334346 anmelden. Da das Schulmuseum auch weiter ein Ort der Begegnung sein wird, finden die Mitarbeiter immer eine Möglichkeit den Wünschen der Besucher weitgehend entgegen zu kommen.

Danke!

Nochmals aus der Ansprache von Gudrun Haase:

„…wir danken allen Helfern, besonders der Vorsitzenden unseres Heimatvereins Frau Andrae, die mit Zauberhand passendes Mobiliar, sogar eine Leiter zur rechten Zeit beschaffte. Durch ihren Ideenreichtum und ihr Organisationstalent können wir uns heute in diesen Räumen so präsentieren, wie Sie es nun anschließend wahrnehmen können. Dem Stadtbaubetrieb danken wir für die freundliche Hilfsbereitschaft bei unserem Umzug, war es doch nicht leicht, die schweren Dinge vom 2. Stock abwärts über die Treppen zu dirigieren. Unser Dank gilt der Stadt Zossen mit all ihren Mitarbeitern, die unseren Wünschen gegenüber sehr aufgeschlossen waren. Zum Schluß sage ich noch, vielen Dank Frau Schreiber, daß Sie sich mit so großem Engagement für das Objekt Kirchplatz 7 eingesetzt haben. Ein besonderes Dankeschön an Frau Leszczynski, die Leiterin unserer Stadtbibliothek und ihrem Team für die Gastfreundschaft und gute Zusammenarbeit, die wie auch weiterhin pflegen werden.“

Text und Fotos: Rainer Reinecke

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