Am 7. und 8. Juli 1901 fand das 10. Gesangsfest der Sänger~Vereinigung „Liuba“ zu Zossen statt. Aus diesem Anlass wurde eine Fest~Zeitung am 7. Juli 1901 herausgegeben. Der hierin enthaltene und wunderbar zu lesende Abriss zur Geschichte Zossen’s schließt sich nun an. Viel Spaß beim Lesen.
Aus der Geschichte der Stadt Zossen.
von F. Möllwitz
Die Feststadt Zossen ist eine der ältesten Ansiedlungen der Mark. Aufgefundene Urnenfelder, Armringe und andere Schmucksachen lassen darauf schließen, dass hier und in der Umgebung „Weiler“ der sog. „alten Deutschen“ gestanden haben. Zum größeren Wohnort wurde sie jedoch erst durch die Wenden erhoben, da die Lage in wasserreicherer Niederung ihrem Gewerbe, der Fischerei, besonders günstig war. Wendischen Ursprungs ist auch der Name der Stadt, welcher von „sosna“, d. h. Fichte abgeleitet wird. Deshalb führt Zossen eine Fichte und einen wendischen Fischspeer im Wappen. Mit etwa 30 umliegenden Dörfern bildete die Stadt
Die Herrschaft oder das Haus Zossen.
Der Sitz der alten Herrschaft war das Amt „Haus Zossen“. Es liegt mitten in der Notteniederung auf einem 4 bis 5 m hohen Burgwalle, dessen Alter wohl nicht mehr bestimmt werden kann. Die Burg stammt aus frühester Zeit und diente als unüberwindliche Grenzfestung der Lausitz, zu welcher Zossen gehörte, gegen den Teltow. Als 1244 (1238?) Markgraf Heinrich von Meißen vor Mittenwalde von den brandenburgischen Markgrafen Johann und Otto geschlagen wurde, fand ein Teil seines Heeres Zuflucht in der Burg. Als erste Besitzer derselben werden die Grafen von Torgau genannt, jedoch kann nicht nachgewiesen werden, wann und wie sie in den Besitz von Zossen gekommen sind. Die älteste Urkunde, welche Botho und Dietrich von Torgau als Herren auf Zossen nennt, datiert vom 20. März 1347. Die Herren von Torgau waren geachtete Leute und standen nicht nur bei dem König von Böhmen, dem Lebensherren über Zossen, sondern auch bei den Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg im hohen Ansehen. Letztere belehnten sie mit mehreren Gütern im Teltow, so dass sich die Herrschaft der Torgauer bis Potsdam erstreckte. Lange Zeit waren sie auch Landvögte der Lausitz und residierten, als solche in Lübben. Das Raubritterwesen bekämpften sie, und indem sie 1413 die Quitzow‘sche Burg Klein-Beuthen bei Trebin zerstörten, unterstützten sie Friedrich von Hohenzollern. Der Hauptmann von Klein-Beuthen, Gescke von Brederloiv, hatte nämlich im Verein mit dem Hauptmann der Burg Trebin, Christoph von Malitz, Zossen überfallen und Hans von Torgau aus seiner Besitzung vertrieben. Wie große Hoffnungen Hans von Torgau auf den Burg Grafen Frederich setzte, beweist die Tatsache, dass er 1414 die ganze lausitzische Herrschaft Zossen unter Friedrichs Schutz stellte. Doch 1478 starb das Ruhmreiche Geschlecht mit Bernhard von Torgau aus, und der Lehensherr König Matthias von Böhmen, hatte schon am 11. August 1474 dem verarmten Bothe von Eulenberg und seinen Söhnen Bothe, Otto, Ernst und Wend den Anfall der Herrschaft Zossen zugesichert. Aber kurz vor Bernhards Tode hatte Matthias „in Ansehnung des Umstandes, dass Bernhard von Torgau mit merkliche Blödigkeit seines Leibes sei umfangen und zu besorgen sei, er möge ohne männliche leibliche Erben von dieser Welt verscheiden“, die Herrschaft Zossen dem reichen Georg von Stein, Vogt beider Lausitzen und königlichem Anwalt in Schlesien, verschrieben, und die Herren von Eulenburg gingen leer aus. Sie überfielen zwar 1481 Stadt und Schloss, plünderten und brandschatzen, mussten aber die Herrschaft wieder an Georg von Stein zurückgeben. Dieser ist jedoch seines Besitzes nicht recht froh geworden, und schon 1490 verkaufte er Zossen für 16.000 rheinische Gulden (136.000 Mk.) an Johann Cicero von Brandenburg. Die Übergabe des Schlosses erfolgte am 17. November 1491. König Matthias hatte sich das Recht vorbehalten, gegen die Entschädigung von 22.000 rhein. Gulden (187.000 Mk.) Zossen zurückzunehmen.