Der Heimatverein erwarb eine Werbeseite, die Aufschluss über den Erfindergeist des Mühlenmeisters W. Otto aus Zossen gibt.
Auf diesem Werbeblatt offeriert der W. Otto, Mühlenmeister aus Zossen, Referenzen für sein Patent „Selbständige Zug-Jalousie-Regulierung ohne Bruststück und Welle zu durchbohren und bei Hinterwind selbständig öffnend“. Dieses Patent ist nach seinen Angaben als Deutsches Reichs- Patent-No 100 944 registriert. Auf der Rückseite des Werbeblattes wirbt er für ein weiteres seiner Patente einer „Getreide-, Spitz- und Reinigungsmaschine“ unter der Deutsches Reichs-Patent No- 145 397. Ein Blick in die Liste der vergebenen Patentnummern D.R.P., Deutsches Reichspatent, und D.R.G.M., Deutsche Reich Gebrauchs Muster, 1877 – 1945 verrät, dass die Patente über die Zugjalousie 1898 und über die Getreidemaschine 1903 erteilt wurden. (1)
Ohne zu sehr in die technischen Details einzusteigen, nur so viel, die Zugjalousie regelte den Lauf des Mahlwerkes bei wechselnden Winden und Witterungsverhältnissen. Das Bruststück ist jenes Teil am Flügelwerk, an dem die Flügel – Ruten angebracht sind. Die technischen Details des Mühlenbaus können in Werner Schnelle: „Mühlenbau-Wasserräder und Windmühlen bewahren und erhalten“ (2) nachgelesen werden. Unter dem Stichwort Mühlenaufbau finden sich aber auch im Internet sehr detaillierte Konstruktionshinweise.
Rückseite der Werbeseite |
Das Wesen des Patentes von W. Otto beschreibt in dem Dokument die Referenz eines Ingenieurs H. Müller aus Berlin so:
„Herrn Mühlenmeister W. Otto, Zossen
Im April 1904 nahm ich an einem stürmischen Tage Gelegenheit, die Otto’sche Patentjalousie hinsichtlich der Funktion zu beobachten resp. zu prüfen. An jenem Tage arbeitete die Mühle mit zwei Zeugen flott, es traten kräftiger Regen, sowie öfters orkanmäßige Stürmen; das Resultat der Prüfung ergab, die Mühle arbeitete trotz der kolossalen Unregelmäßigkeit des Windes so gleichmäßig, daß ohne Weiteres überhaupt keine Tourenschwankungen wahrnehmen konnte…“
Nach einem undatierten Zossener Adressbuch wohnte W. Otto, Mühlenmeister, in der Kerne 1, Baruther Chaussee 11.
Mit diesem Dokument haben wir wieder etwas mehr über das Wirken der Zossener Bürger als Teil der Heimatgeschichte erfahren.
Der Heimatverein hat eine historische Postkarte mit einem Luftbild, auf dem auch die Mühle erkennbar ist, erworben. Diese Postkarte, gibt doch einige Rätsel auf. Die verwendete Briefmarke mit dem Abbild des Reichskanzlers Hindenburg wurde von 1932 bis 1945 verwendet. Der Poststempel auf der Karte ist leider unleserlich. Die Karte enthält jedoch einen Stempelaufdruck vom 22.11.1966, der vermutlich von einem Sammler aufgedruckt wurde. Eine Internetrecherche beim Brandenburgischen Hauptarchiv ergab, dass ein Rudolf Link 1956 noch unter der auf der Karte angegebenen Anschrift gewohnt haben muss. (3)
In der Publikation Gerhard Kaiser: Sperrgebiet – Die geheimen Kommandozentralen in Wünsdorf findet sich auf S. 29 eine Abbildung der gleichen Luftbildaufnahme. Dort wird der Poststempel mit dem 4.5.1914 angegeben. (4) Ein Vergleich mit anderen vorhandenen Ansichten zeigt vom Baumbewuchs und von der Bebauung, dass die Zeit um den 1. Weltkrieg die zutreffende sein muss.
Das Foto aus der Gegenwart zeigt die Ansicht eines der Gebäude der ehemaligen Mühle, an dem zumindest das Symbol der Mühle im Giebel auf die ehemaligen Mühle verweist.
- Werner Schnelle: Mühlenbau-Wasserräder und Windmühlen bewahren und erhalten herausgegeben vom Deutschen Institut für Normung, Beuth Verlag GmbH – Berlin Wien -Zürich, ISBN 978-3-410-21342-0
- https://www.optical-toys.com/files/Dokumente/AAA%20-20Einzeldokumente/Patentnummern%20Deutschland.pdf (2020-05-06)
- http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=1310016 (2020-05-06)
- Gerhard Kaiser: Sperrgebiet – Die geheimen Kommandozentralen von Wünsdorf seit 1871, CH. Links Verlag, Berlin, 1993, ISBN 3-86153-059-7, S. 29
Text und Fotos: Dr. Rainer Reinecke