Zu früher Stunde
Zuckertüte Schulranzen und Stullenbox
Die alljährliche kulturhistorische Frühwanderung fand in diesem Jahr am 25. Mai mal wieder in Zossen statt. Unter fachkundiger Führung von Jutta Graumann (im Foto rechts) ging es um Zossener Schulstandorte und ihre Bedeutung für die Region.
Eine kleine Schar von Interessierten stand um 8 Uhr vor der Goetheschule Zossen. Jutta Graumann zog einen Schlüssel aus der Tasche und der Zugang zur Schule wurde möglich. Die besondere Aufmerksamkeit galt den Bleiglasfenstern im Treppenhaus, die seit Anbeginn das Haus schmücken. Viel gab es über die Künstlerin dieser Fenster zu berichten, diese Fenster, die eigentlich immer unbeachtet geblieben sind. Diese Schule hat seit 1957 etliche Schulformen erlebt, war anfangs Berufsschule, teilweise Kindergarten und nun Grundschule und Hort. Im Außenbereich wurde auch über die Skulptur „Der Vogelzug“ von Achim Rohde gesprochen, die auf diesen Standort umgesetzt wurde.
Weiter führte der Weg dann über den Friedhof, als erstes erwarteten uns Großmengen von Mücken. Das Interesse galt aber den noch vorhandenen Grabstellen von Johanna Kühne und Irmgard Linde, die erst als Lehrerin für Mathe und Chemie tätig war und nach der Wende zur 1. Direktorin der Goethe-Grundschule gewählt wurde. Eine weitere Grabstelle gibt es zum Ehepaar Neumann. Während Frau Neumann die Handhabung von Nähmaschinen und erste Grundkenntnisse der Handarbeit beibrachte, war er doch der Lehrer in den Fächern Mathe und Physik. Alle Genannten wurden und werden bis heute von den Schülern lobend erwähnt.
Der Weg führte nun zum Kietz. in diesem Haus Nr. 26 wurden in 4 Zimmern Schüler unterrichtet, bis die Zustände so unhaltbar waren, dass das Objekt aufgegeben wurde. Weiter ging es in die Luckenwalder Straße. Hier war die Mädchenschule untergebracht. Für den Unterricht wurde Schulgeld erhoben. Mädchen dieser Schule galten als gute Partie. Zum nächsten Besuchspunkt ging die Gruppe in die Bahnhofstraße. Die schicke Villa Nr. 18 wurde erst als Jungenschule mit Internat von Freiherrn von Lützow geleitet. Auch der Schulbau im hinteren Bereich hat in den Jahren viel erlebt, von Schulanfängern bis Abiturienten, von Hort bis Sonderschule war alles dabei. Im schicken Nebengebäude waren Kreismedienstelle und eine Logopädin untergebracht. Heute ist die Villa in Privatbesitz und das hintere Schulgebäude durch die Stadt an einen Bildungsträger vermietet.
Über den Stadtpark ging es dann ins Stadtzentrum zurück. Viele Erlebnisse wurden noch über den Schulgarten erzählt (heute Ritterspielplatz) und auch über die alte, heute abgerissene, Baracke am Ausgang. War sie doch Kindergarten, Schulraum und zum Schluss Jugendclub „Leo“ e.V., bis der Abriss erfolgte.
Auf dem Kirchplatz liegt ja das eigentliche „historische Schulzentum“ von Zossen. Zu erwähnen wäre das Haus Kirchplatz 4. Hier stand das erste Schulhaus in Zossen, nach seinem Abriss entstand die Superintendentur der evangelischen Kirchengemeinde. Dann wurden die heute bekannten Schul-Häuser in vielen Jahren errichtet und erweitert. Berichtet wurde noch von 2 besonderen Persönlichkeiten, dem Inspektor Bauer, dem die Schulbauten besonders zu verdanken sind, und dem Conrector Fischer, der, wie uns bekannt, acht methodische Bücher verfasst hat, die auch in der Schule genutzt wurden. Das Gebäude Kirchplatz 1 wurde 1818 fertiggestellt und 1907 durch einen Anbau erweitert. Die Häuser Nr. 2 und 3 waren Sitz der evangelischen Kirchengemeinde. Im Haus Nr. 2, das auch mehrere Jahre als Schulhaus diente, ist nach der Rekonstruktion die Stadtbibliothek untergebracht. In der oberen Etage befand sich 14 Jahre lang auch unser Schulmuseum.
Erschöpft von den vielen Informationen ging es zum Garten im Kirchplatz 7, dem Schulmuseum. Hier erwarteten die Gruppe Klaus und Kilian Andrae mit dem versprochenen morgendlichen Imbiss mit heißem Kaffee und heißen Würstchen aus dem Öfchen. Es war eine gute Entspannung zum Abschluss der Wanderung.
Weiterreichende Informationen gibt es im Schulmuseum und dem dort ausliegenden Flyer zum Schulwanderweg in Zossen.
Karola Andrae