2011-11-07
Der Schreibtisch – ein mitwachsender Arbeitsplatz für Kinder
Gudrun Haase
auch veröffentlicht in der Märkischen Allgemeinen vom 07.10.2011.
auch veröffentlicht in der Märkischen Allgemeinen vom 07.10.2011.
Sie waren mit die ersten Gegenstände, die bei der Eröffnung des Zossener Schulmuseums im Jahr 2002 ausgestellt wurden: die Schreibtische für Schulkinder von den Familien Rösch und Hintze. Später kam dann noch der häusliche Arbeitsplatz der Familie Rindler hinzu.
Renate Hintze überließ dem Museum über ihre Tochter Martina Selke den mit Schnitzerei verzierten Arbeitsplatz der Gebrüder Hintze. Ihr Ehemann Karl hatte wohl als ältester der drei Geschwister zuerst seine Hausaufgaben an dem vom Vater eventuell schon als gebraucht erworbenen Schreibtisch, dessen genaues Alter wir nicht bestimmen können, angefertigt.
Renate Hintze überließ dem Museum über ihre Tochter Martina Selke den mit Schnitzerei verzierten Arbeitsplatz der Gebrüder Hintze. Ihr Ehemann Karl hatte wohl als ältester der drei Geschwister zuerst seine Hausaufgaben an dem vom Vater eventuell schon als gebraucht erworbenen Schreibtisch, dessen genaues Alter wir nicht bestimmen können, angefertigt.
Von seiner Familie erfuhr der Heimatverein „Alter Krug“ Zossen, der das Schulmuseum pflegt, dass Karl Hintze 1919 geboren wurde und somit sicher 1925 zur Schule kam. Angela Wienhold, seine andere Tochter, besuchte vor einiger Zeit das Schulmuseum mit ihren Enkeln. Ihnen zeigte sie den Arbeitsplatz der Familie Hintze, Hans Hintze als zweiter Sohn hat diesen Schreibtisch sicher auch benutzt.
Durch Vermittlung von Renate Hintze besuchte mich vor einigen Jahren im Museum der in Berlin lebende jüngste Bruder Alfred. Er fand hier den Arbeitsplatz seiner Kinder- und Jugendjahre nun als einen Zeitzeugen vergangener Schulzeiten vor, der inzwischen schon Tausende von Besuchern beeindruckt hat. Alfred Hintze, wesentlich jünger als seine Brüder, wurde 1933 in die Zossener Volksschule eingeschult und hat gewiss hier seine ersten Übungen auf der Schiefertafel ausgeführt. Als er ab 1937 das Real-Reformgymnasium in Zossen besuchte, gab es dann viele Stunden, die er an diesem Arbeitsplatz verbrachte. Das ging so weiter bis zum Abiturjahr 1947 mit einiger Unterbrechung wegen des Kriegsdienstes, den die Oberschüler verrichten mussten.
Mit Wissen ausgerüstet, das er auch in Zossen erworben hatte, war er 30 Jahre als Professor an der Technischen Fachhochschule Berlin tätig. Alfred Hintze konnte uns noch viel über die ehemalige Zossener Oberschule erzählen. 1993 beim ersten Klassentreffen (nach wenigstens 49 Jahren) in Zossen fand er in seiner ehemaligen Mitschülerin Ingeborg Euler eine Gefährtin nach dem Tode seiner Frau. Gemeinsam besuchten die über 70-jährigen Senioren Vorlesungen über Geschichte in Berlin.
Hat dieser Arbeitsplatz eine besondere Ausstrahlung? Regt er zum sich ständigen Weiterbilden an, wenn man nur lange genug an ihm gesessen hat? Alfred Hintze, der immer wieder gern seine Schwägerin Renate in Zossen besuchte, hat leider seine späte Lebensgefährtin Ingeborg nur wenige Monate überlebt.
Viele ältere Besucher unseres Schulmuseums betrachten mit großem Interesse die „mitwachsenden Schreibtische“ und erinnern sich, auch selbst einen solchen Arbeitsplatz bei den Eltern besessen zu haben. Heute bevorzugen die Kinder wohl mehr ein modernes Kinderzimmer.
Fotos: Dr. Rainer Reinecke