Schulmappen für Jungen - Schulmappen für Mädchen
In wenigen Tagen werden die Schulanfänger des Jahres 2021 zum ersten Mal stolz mit ihren neuen Schulmappen die Schule betreten. Diese unterscheiden sich kaum in der Form, tragen aber je nach Vorliebe des Kindes viele schöne farbige Bildmotive. Auf den Einschulungsfotos kann man dann noch weiteres Zubehör in gleicher farbiger Gestaltung bewundern. Und vielleicht berichten bei der Feier im Familienkreis auch noch Urgroßeltern, wie es bei ihrer Einschulung war. Wenn man dann Schultaschen aus früheren Zeiten auch mal sehen möchte, lohnt ein Weg ins Schulmuseum Zossen.
Die beiden Fotos zeigen zwei verschieden gestaltete Schultaschen. In dieser Form waren sie schon vor 150 Jahren und nur in dieser Gestalt üblich.
Betrachten wir zunächst die Schulmappe für Jungen. Es ist die älteste in unserem Museum vorhandene Mappe. Wir verdanken sie einer Familie, deren Vorfahre damit im Jahr 1901 in die Dorfschule in Zesch am See eingeschult wurde. Sie besteht aus kräftigem dunklem Leder und trägt auf der Deckklappe ein eingestanztes rechteckiges Muster. Es ist eine Handwerkerarbeit.
Bei den industriell gefertigten Mappen ist die Prägung etwas stärker. Diese Mappe reichte für die acht Schuljahre des Kindes und konnte, wenn nicht bereits jüngere Geschwister sie brauchten, noch als Aktentasche für die Berufsschule genutzt werden, indem an Stelle der Schulterriemen obenauf ein Lederhenkel vom Sattler angebracht wurde. Auch so ein Exemplar können wir zeigen. Sie ist kleiner als die heutigten. Es mussten die Schiefertafel Platz finden, ein Federkasten für die Schreibgeräte, Fibel, später Schreibhefte, Lesebuch, Rechenbuch
und einiges mehr. Diese Mappe wurde auch häufig als Schultornister bezeichnet. Die Jungen sollten ja später als Soldaten (Fußvolk) alles was sie mitführen mussten im Tornister auf dem Rücken tragen (Auch bei den Schulentlassungszeugnissen stand "bis zum Eintritt ins Militär aufzubewahren"). Bei einigen Schulmappen war das Deckblatt auch noch mit einer Fellauflage geschmückt.
Bei der Schultasche für Mädchen war das Deckblatt nur halb so groß und sie ließ sich zum Teil durch über Kreuz angeordnete Riemen verschließenn. Sie bestand auch aus kräftigem Leder, oft etwas helleres braun. Eine Zossener Bürgerin, die unser Schulmuseum anlässlich der Feier ihres Goldenen Abiturs mit ihren ehemaligen Mitschülern besuchte, brachte uns einige Zeit später ihre Schulmappe, mit der bereits ihre Mutter im Jahr 1909 in Zossen eingeschult wurde. Die 1944 eingeschulte Tochter konnte diese Mappe auch noch mehrere Jahre benutzen. Das ist doch ein Zeichen für gute Qualität und Nachhaltigkeit. Wir können im Museum auch eine Schulmappe zeigen, die 1955 von der Mutter und 1975 von ihrer Tochter in den ersten Schuljahren genutzt wurde. Sie wurde nicht mehr durch die Schulterriemen geschlossen, sondern durch einen goldglänzenden Bügelverschluss.
Die strenge Teilung Jungen- und Mädchenmappe wurde aber nicht immer so genau genommmen, weil man die stabile Schultasche in der Familie an jüngere Geschwister weitergab oder auch in der Nachbarschaft verborgte. Ich selbst wurde 1945 eingeschult und trug stolz die Mappe meines älteren Bruders, der bereits nach der 4. Klasse für die höhere Schule eine größere Schultasche benötigte.
Gudrun Haase