Zirkelkasten
Schon die Schulanfänger freuen sich, wenn sie ein Lineal erhalten. Sie sind stolz damit gerade Linien zu ziehen. Im Laufe der Schulzeit lernen sie dann ein Hilfsmittel kennen, mit dem man eine Kreislinie zeichnen kann, den Zirkel. Bereits vor einigen Jahrhunderten, als die Mathematik in die Schulen Einzug hielt, sehen wir Zeichnungen von Kreisen in alten Schulbüchern. Während in den Dorfschulen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein Holzkästchen zum Transport des Zirkels diente, wurde bereits um 1900 für die acht getrennten Schuljahre in einer höheren Stadtschule als benötigtes Lernmittel ein Zirkelkasten gebraucht. Das Material, aus dem die Zirkel hergestellt wurden, war häufig Messing.
Wir finden in den Zirkelkästen außer einer Vorrichtung des Zirkels zum Halten der Bleistiftmine auch ein Ergänzungsteil mit einer Ziehfeder, die Tinte aufnehmen konnte. Diese ließ sich auch in einen Stifthalter einpassen, um gerade Linien mit Tinte nachzuziehen. Besucher staunen immer wieder, dass auch ein Winkelmesser aus Metall dazugehörte. Der Zirkelkasten hatte auch noch ein kleines Behältnis für Ersatzzirkelminen.
Wer höhere Bildungseinrichtungen besuchte, benutzte in den zum Abitur führenden Klassen ähnlich wie in Ingenieurschulen Zirkelkästen mit weiteren Hilfselementen, um sehr genaue Zeichnungen anfertigen zu können. Auch diese können wir zeigen.
Holzschiebekästchen für den Zirkel
Heute gehört zur Ausstattung des Schulkindes in der Unterstufe ein Zirkel, der seinen Platz in der Federtasche findet. Das war auch schon vor 70 Jahren so. Aber in der Zeit davor, als noch der Schiebefederkasten aus Holz die Schreibgeräte wie Griffel und Federhalter zum Transport aufnahm, gab es kleine schmale Holzschiebekästchen, die etwa 15 bis 20cm lang waren. Sie dienten dazu, den Zirkel sicher mitzuführen. Auf dem beweglichen Deckel war eine Skala mit cm- und mm-Einteilung angebracht. Man konnte so das kurze Lineal gleich mitführen, eine sehr praktische Einrichtung.
Wer kennt noch die beliebte Redewendung: "Ich steche den Zirkel ein und schlage einen Kreisbogen"? Diese "brutale" Ausdrucksweise war beim Mathematiklehrer nicht sehr beliebt.
Wenn Sie unser Schulmuseum besuchen, zeigen wir Ihnen gern noch weitere mathematische Hilfsmittel aus Ihrer Schulzeit.
Gudrun Haase
Leiterin des Schulmuseums Zossen