Heimatverein "Alter Krug" Zossen e.V.

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2013 10 26 05Die Kirchturmuhr schlug zweimal, nicht zwei Uhr, sondern halb neun einen Tag vor der Zeitumstellung, da hatte die Mehrzahl der Mitreisenden bereits im Herz-Reisen-Bus die Plätze eingenommen. Kein Wunder, denn draußen waren Regenschirme oder Unterstellmöglichkeiten wie der Schirm vor dem Café oder die Bushaltestelle gefragt. Losgehen sollte die Fahrt jedoch erst eine Viertelstunde später. Ein Gast fehlte noch.

Diese Viertelstunde nutzten die Vereinsvorsitzende, Karola Andrae, und der Organisator des Ausflugs, Jürgen Kettler, um auf die Tour nach Bad Belzig und in den Schlosspark von Wiesenburg einzustimmen. Als der fehlende Gast auch nach dieser Viertelstunde nicht eintraf, setzte sich der Bus mit Fahrer Raimund, dann doch in Bewegung. Regen, Regen, Regen die ganze Fahrt auf der Autobahn. Halt nicht die Ganze, zwischen durch einige Lichtblicke die hoffen ließen.

 

Parkplatz Burg Eisenhardt, Regenschirme auf, doch noch vor Eintritt in die Burg, Regenschirme wieder zu. Würdig wurde der Tross von über 40 Leuten von einem Ritter empfangen. Doch bevor er uns durch die Burg und historische Innenstadt führen konnte erst einmal Stau, nicht im Straßenverkehr, sondern vor der Damentoilette.

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Der erste Weg führte dann in das Schlossmuseum. Schon auf der Busfahrt war die Zossener Ratswaage im Gespräch, die im Bad Belziger Schlossmuseum gelandet war. So scharten sich die Besucher zunächst auch um diese Ratswaage, dem größten ausgestellten Exponat des Museums.

 

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Zossener Ratswaage im Burgmuseum Bad Belzig

Doch sie war nicht der einzige Gegenstand, der nach Auflösung des Museums des Teltow der hier gelandet war. Mit Auflösung des Museums des Teltow in Mahlow 1968 gingen zahlreiche Schätze verloren. Einige tauchten dann in anderen Museen wieder auf. So beherbergt das Schlossmuseum im Torhaus des Schlosses neben der Zossener Ratswaage auch noch eine Töpferscheibe, ein Trensengebiss und ein Hufeisen aus Zossen.

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Töpferscheibe Trensengebiss und Hufeisen

Am liebsten hätten die Mitglieder des Heimatvereins die Ratswaage gleich im Bus verladen, doch der Ritter hatte sich schützend davorgestellt.

Auch in Belzig tobten die Befreiungskriege 1813, nur gehörten die Krieger von hier bei der Schlacht zu Hagelberg nicht zu den Siegern, die Gegens war ursächsisch und Sachsen kämpfte bekanntlich an der Seite von Napoleon. Während die Preußen den 200. Jahrestag mit Siegesfeiern begingen veranstalteten die Nachfahren der einstigen Verlierer Gedenkfeiern. So wurde wenigsten 200 Jahre danach auf beiden Seiten gefeiert. Da die Jahrestage 1863, 1913, 1933, 1938, 1963 und 1988 in sehr verschiedene Epochen der deutschen Geschichte fallen, fiel auch ihre inhaltliche Ausgestaltung sehr unterschiedlich aus. Alles zur Schlacht zu Hagelberg und der Feiern zu den Jahrestagen ist in einer Broschüre „Hagelberg -1813 – 2013“ von Hans Schwahn zusammengefasst. Weiter Informationen sind hier zu finden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Hagelberg

http://www.belzig.eu/Hagelberg.htm

Nach diesem Ausflug zu Sieg und Niederlage am 17. August 1813 führte der Ritter durch das Burggelände seiner Burg Eieisenhardt. Im ehemaligen Salzhaus beherbergt heute ein Hotel seine Gäste. Nicht ganz gefiel unserem Ritter die Restauration seiner Burg durch die jeweils staatlich Herrschenden. Diese standen immer vor dem Konflikt, Historisches zu erhalten oder Burg nutzbringend zu vermarkten. Seiner Übertreibung, die Burg in eine Bockwurstbude verwandeln zu wollen, folgte dennoch niemand. Der Kompromiss zwischen Nutzung und historischem Erhalt ist doch einigermaßen gelungen und Geschichte lässt sich auch vermitteln. Und dies nicht nur an junge Menschen, deren Geschichtsbewusstsein nach Auffassung des Ritters so mangelhaft sei, dass diese der Meinung seien, Adenauer hätte die chinesische Mauer bauen lassen.

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Burggeländee Richterlinde

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Burgturm Salzhaus

Etwas spektakulär auf dem Burggelände die eingebuddelte Kirche der Grafen zu Belzig. Man habe, so der Ritter, die Kirche mit Erde

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Eingebuddelte Kirche

zugeschaufelt, um auf den so entstandenen Hügel Gemüse anzubauen.

Auch eine Richterlinde hat die Burg. Hier soll die vermutlich letzte Hinrichtung durch Enthauptung stattgefunden haben. Eigentlich sollte der Übeltäter gerädert werden, so war dann die Enthauptung doch eine Begnadigung. Da sich aber der Scharfrichter von Belzig weigerte diese Enthauptung zu vollziehen, musste der Scharfrichter aus dem Nachbarort diese durchführen.

Im folgenden Stadtrundgang führte der Ritter die Besucher zunächst zur St. Marienkirche mit den denkmalgeschützten Gebäuden der Superintendantur (1678) und dem Reißiger-Haus, 1728 als Schul- und Kantorenhaus erbaut. Mehr zu den Denkmalen der Stadt auf: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmale_in_Bad_Belzig. Die Straße entlang blickend, war der abgebrochene, nein, der gekürzte Folterturm zu sehen. Beim Zerfall dieses Turmes, so erklärte der Ritter, seien die Steine immer auf die Nachbargrundstücke gefallen, worüber sich die Nachbarn fürchterlich beschwerten, so wurde der Turm kurzerhand eingekürzt.

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vor St. Marien Reißiger - Haus
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In St. Marien
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Die Papiermühle am Wege sei lange Zeit die Haupteinnahmequelle der Stadt gewesen. Auf der Badestraße, der sogenannten Herbertstraße von Belzig, folgten die Knappen dem Ritter zum Ziegenmarkt und zum 1671 erbauten Rathaus der Stadt. Nachdem dann noch die 1894 im Stile der Neorenaissance erbaute Landratsvilla passiert war, brauchten die Besucher Wegzehrung. Diese fanden sie dann im Restaurant und Hotel Burg Eisenhardt.

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Stadt Belzig Landratsvilla

Wer sich jetzt auf einen Mittagsschlaf im Bus gefreut hatte, musste ein Kurzschläfer sein, denn der Bus fuhr nur zehn Kilometer weiter zum Schlosspark Wiesenburg. Das Schloss selbst war nicht zu besichtigen, da es privat von zwanzig Wohngemeinschaften bewohnt wird. Im Schmalkaldischen Krieg von 1547 wurde die Wiesenburg und das Schloss zerstört und anschließend durch Friedrich III Brandt von Lindau wiedererrichtet. Das Wappen der von Lindaus findet sich dann auch in der Kirche im Schlosspark. Zu DDR-Zeiten wurde das Schloss als Erweitere Oberschule mit Internat genutzt.

An diesem, jetzt sonnigem, Herbsttag präsentierte sich der Park noch in prächtigen Farben des Laubes seiner teilweise sehr seltenen Gehölze. Der Schlosspark Wiesenburg ist wohl das bedeutendste im englischen Stil angelegte Gartendenkmal zwischen Potsdam und Wörlitzer Park. „Der 123 Hektar große Park entstand Ende des 19. Jahrhunderts durch den damaligen Schlossherrn Curt Friedrich Ernst von Watzdorf, dem dieser wunderschöne Landschaftspark zu verdanken ist.“ Im Schmalkaldischen Krieg von 1547 wurde die Wiesenburg und das Schloss zerstört und anschließend durch Friedrich III Brandt von Lindau wiedererrichtet. (http://www.schlosspark-wiesenburg.de/park/)

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Impressionen - Schlosspark Wiesenburg
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In der Schlossparkkirche erhielt die Gruppe dann noch unvermittelt eine sachkundige Führung.

In der Schlossparkkirche
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Wappen der Brandt v. Lindau Altar

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Mit einem Kaffeetrinken auf dem Josef Jakobs Spargelhof in Schäpe, einem toll restauriertem Vierseithof endete dann die Tour.

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Vierseithof in Schäpe Abreise

Das heißt noch nicht ganz. Schließlich sollten die Teilnehmer ja noch zurück nach Zossen. Fahrer Raimund brachte dann alle auch wohlbehalten wieder zum Ausgangspunkt.

Besonderer Dank gilt Jürgen Kettler für den gut organisierten Ausflug.

Text und Fotos: Dr. Rainer Reinecke

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