Heimatverein "Alter Krug" Zossen e.V.

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2015 10 31 C01Der Gemeindesaal war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Dieter Schramm aus Schöneiche zur Geschichte des Schöneicher Plans Filmausschnitte und Fotos auf die Leinwand projizierte und viel aus eigener Erfahrung berichten konnte. Mehr vierzig Jahre hat er auf der Mülldeponie gearbeitet. Als gelernte KFZ-Mechaniker war er zunächst für die Technik zuständig und war dann von 1988 bis zum Jahre 2000 Meisterbreichsleiter Süd bis „ich schließlich in den Ruhestand geschickt wurde“. Als Meisterbereichsleiter Süd zeichnete er für den gesamten Betriebsablauf der Mülldeponien Wernsdorf und Schöneiche verantwortlich.

Seit 1825 auf Schöneicher Plan Ton abgebaut und Ziegel gebrannt

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Form zur Ziegelherstellung Mittenwalder Ziegel

Aber nicht nur die Mülldeponien waren sein Thema an diesem Abend. So erfuhren die Zuhörer einiges über die eiszeitliche Entstehung der Geländestruktur und wie sich die Schöneicher diese zunutze machten. Seit 1825 wurde auf dem Schöneicher Plan Ton abgebaut und zu Ziegel geformt und gebrannt.
1860 arbeiteten zehn Ziegeleien mit zwölf Brennöfen auf dem Schöneicher Plan. Ihre Besitzer wurden die Ziegelbarone genannt. Sie hatten sich auch in unmittelbarer Nähe ihrer Ziegeleien ihre Wohnvillen gebaut. In der von Otto Mark, lebt heute Dieter Schramm mit Familie.
Der tonhaltige Lehm wurde in eine Holzform gefüllt und glattgestrichen. Immer zwei Ziegel in einer Form, dann wurden die so vorgeformten Ziegel gebrannt.

Rixdorf Mittenwalder Eisenbahn

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Die letzten Schienenmeter zum Bahnhof
Schöneicher Plan
Stationsschild Schöneicher Plan (2007)

Um die Ziegel schneller nach Berlin zu transportieren wurde 1903 die Rixdorf-Mittelwalder-Eisenbahn mit Endbahnhof Schöneicher Plan gebaut. Auch Prsonenzüge fuhren auf dieser Strecke.
Während des Ersten Weltkriegs kam die Ziegelproduktion zum Erliegen und die Gruben liefen voll Wasser.
Schöneicher wären nicht Schöneicher, wenn sie sich dies nicht auch zu Geld machen würden. So wurde in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts damit begonnen die Gruben mit Müll aus Berlin zu verfüllen.

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Bahnhofsgebäude unter Denkmalschutz (2007) Container-Verladestation (2007)

Müll gegen Devisen - der Kasten Bier bei mitabgekippter Lore

Gegen Devisen wurde zu DDR-Zeiten hier der Müll aus Westberlin abgelagert. Jetzt war die Eisenbahnstrecke in entgegengesetzter Richtung von Bedeutung. Nicht mehr Ziegel aus Schöneiche wurden nach Berlin transportiert, sondern der Müll von Berlin nach Schöneiche.
Dieter Schramm zeigte auch Fotos aus dieser Zeit von der Arbeit auf der Mülldeponie. Ehemalige Arbeitskollegen, die an diesem Abend auch anwesend waren, erkannten sich auf den Fotos wieder, aber auch Fmilienangehörige ihre Väter oder Großväter. Die Fotos ließen erkennen, dass dies meist Schwerstarbeit bedeutete. So wenn tonnenweise Kabelschrott angeliefert wurde. Wenn der Abfall dies zuließ, wurden die Wagons mit zwei Wasserspültürmen ausgespült. Die Loren zum Abtransport wurden mit Hand geschoben und abgekippt. Dabei fiel auch manches Mal eine Lore ins Wasser und musste mühsam wieder geborgen werden. „Dann war ein Kaste Bier fällig“, so Schramm. Die Arbeiter auf der Deponie waren aber auch Schatzsucher, Selbst Goldtaler fanden sie, und so manch andere Gegenstände, die jedes Sammlerherz erfreuen würden. Am meisten fanden sie in der Rinne die der Wasserstrahl der beiden Wassertürme hinterlassen hatte.

Einstellung des Deponiebetriebs - Methangas als Kohle- und Ölersatz

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BSR-Projekt: Geordneter Abschluss der Deponie

Der Deponiebetrieb wurde 31. Mai 2005 eingestellt. Befürchtet wurde eine Gefährdung des Grundwassers, da die Deponie nicht über eine Basisabdichtung verfügte. Mit der abschließenden Sanierung wurde begonnen. Dazu wird auf die Deponie Folie aufgebracht, darauf dann Mineralschichten bevor dann Muttererde darüber kommt. Dadurch soll verhindert werden, dass Regenwasser durch den deponierten Müll, dessen genaue Zusammensetzung niemand genau weiß, in den Untergrund zum Bodenwasser gelangen kann.

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Verwertung von Methangas

Das heißt jedoch nicht, dass die Nutzung der Mülldeponie ein Ende gefunden hätte. Da die organischen Bestandteile des Hausmülls unter Luftabschluss von Bakterien abgebaut werden entsteht Methangas. Würde das Methangas unkontrolliert entweichen würde dies eine 23 fach höhere Luftbelastung bedeuten als Kohlendioxid. Da Methan aber auch brennbar ist, wird durch Bohrungen das Methangas aus der Deponie als Kohle- oder Ölersatz zur Energiegewinnung genutzt.

Text und Fotos: Dr. Rainer Reinecke

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