Heimatverein "Alter Krug" Zossen e.V.

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Eine große Überraschung – Besuch aus Bielefeld

2021 11 04 TreffenEs zeigt sich immer wieder, dass ehemalige Einwohner Zossens die Entwicklung unserer Stadt verfolgen und den Kontakt zum Heimatverein „Alter Krug“ e. V. Herstellen. Nachdem die Pandemie eine Reise nach Zossen verhindert hatte konnten wir am 4. November Rolf und Dieter Hattenhauer aus Bielefeld in den Räumen des Schulmuseums begrüßen. Sie hatten nicht nur ihre Ehefrauen mitgebracht, nein, auch wahre Schätze für das Archiv und das Museum des „Alten Krugs“: Unterlagen über die Familien- und Firmengeschichte der Otto Hattenhauer Metallfabrik und ein halbes Dutzend Feuerzeuge aus deren Produktion. Diese Feuerzeuge waren und sind nicht nur international bekannt, sondern erzielen manchmal auch märchenhafte Preise bei Auktionen.

Eigentlich begann die Produktion von Feuerzeugen mit dem Eintrag der Firma Martha Weinberg Zünder Weinberg am 15. April 1910 ins Handelsregister des Amtsgerichts Zossen. Der Firmensitz befand sich in der Berliner Straße 56. Martha Weinberg war Eigentümerin der Firma, Paul Weinberg, ihr Mann, Prokurist. Der Firma wurde es nicht leicht gemacht. Bereits im Mai und Juni 1910 wollten Berliner Firmen die Zossener an der Produktion gerichtlich hindern. Paul Weinberg übernahm die Firma 1922 selbst und meldete etliche Patente und jährlich mehrere Gebrauchsmuster an. 1928 wurde der 1905 in Hamm geborene Otto Hattenhauer Ein- und Verkaufsleiter der Metallwarenfabrik Paul Weinberg. Über die Teilnahme an der Leipziger Messe kamen Geschäftsbeziehungen nicht nur in alle Winkel Europas, sondern auch nach Mittel- und Südamerika, Nordafrika, in den Nahen und Mittleren Osten und nach China zu Stande. 1935 musste Paul Weinberg jedoch Konkurs anmelden und Otto Hattenhauer übernahm die Firma als Metallwarenfabrik Otto Hattenhauer. 1933 hatte er Anny Weinberg, die zweite Tochter Martha und Paul Weinbergs geheiratet. Und dieser Ehe entstammen Dieter (Jahrgang 1935) und Rolf (Jahrgang 1940).

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Feuerzeuge aus der Produktion der Metallwarenfabrik Otoo Hattenhauer.

Beide erzählten anhand der mitgebrachten Dokumente viel über ihre Familie, aber auch über das Leben in Zossen bis 1950. Die Firma war im 2. Weltkrieg Rüstungsbetrieb und stellte Patronen her, wie Rolf Hattenhauer mitteilte. Er vermutet, dass diese Tatsachen und die Beschäftigung sogenannter Fremdarbeiter 1945 zur Verhaftung seines Vaters führte. Erst 1950 mit der Schließung des Speziallagers Buchenwald kam er als lungenkranker Mensch frei und bekam in Westdeutschland die Möglichkeit, sich zu kurieren. Auf der Basis der Befehle 124 und 64 der Sowjetischen Militäradministration wurde die Fabrik Otto Hattenhauers und der Grundstücksbesitz der Familie enteignet.

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Die Gebrüder Hattenhauer berichteten über die Schulzeit in Zossen. Wir erfuhren, dass während des Bombenkrieges der unterirdische Gang zwischen Nottekanal und Schloss Luftschutzkeller für die Schüler der Stadtschule war. Rolf Hattenhauer erzählte, dass für die Ausreise von Anny Hattenhauer  ein Waggon auf dem Zossener Güterbahnhof bereitgestellt wurde. So konnte die Familie die Möbel mitnehmen. Rolf Hattenhauer schlug eine kaufmännische Laufbahn ein, sein Bruder Dieter machte das Abitur und wurde Lehrer. 1999 gründeten Rolf Hattenhauer und seine Tochter Yvonne in Erinnerung an die Frau Rolf Hattenhauers die Jetty Hattenhauer-Beck Stiftung, die bisher Projekte in Rumänien, Namibia, Kenia, Sierra Leone, Rußland, der Ukraine, Indien und Nepal durchführte.

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Wappen aus Metall für Feuerzeuge

Die von der Familie Hattenhauer übergebenen Dokumente und die Feuerzeuge bilden einen wichtigen Grundstock zur weiteren Erforschung der Industriegeschichte Zossens auch in ihrer internationalen Bedeutung. Wir hoffen sie bald im Rahmen einer Ausstellung zeigen zu können. Die Dokumente geben aber auch Anlass über manche weiteren Aspekte Zossener Geschichte zu forschen und nachzudenken.

Der Heimatverein bedankt sich bei der Familie Hattenhauer für die großzügige Schenkung und hat den beiden Söhnen Otto Hattenhauers zur Erinnerung an Zossen den Jahreskalender 2022 und das Buch „Das Teltower Platt“ von Gerhard Glau übergeben. Die Familie Hattenhauer und der Heimatverein werden in Kontakt bleiben.

Text: Kurt Liebau

Fotos: Dr. Rainer Reinecke

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