Poesie überschreitet alle Grenzen
Unter diesem Titel fand am 26. August in den Räumen des „Alten Krug“ in Zossen eine gemeinsame Veranstaltung von Heimatverein „Alter Krug“ Zossen e.V. und Bildung und Aufklärung Zossen e.V. statt.
Das Zustandekommen der Veranstaltung war einigen glücklichen Umständen geschuldet, die hier vermerkt werden müssen. Aus Anlass der 700-Jahrfeier der Ersterwähnung Zossens wurde auf dem Kraut- und Rübenmarkt in Zossen am 11. Juli 2020 unter dem Titel „500 Jahre Dichter und Schriftsteller in Zossen“ eine Ausstellung gezeigt, auf der auch über den Aufenthalt der russischen Schriftsteller Andrej Belyi und Marina Zwetajewa berichtet wurde. Für viele Besucher, darunter die Vorsitzende des Heimatvereins war das Neuland. So konnte sie, als im August 2021 das Telefon klingelte, sachkundig Auskunft geben. Der Anruf kam von Elena Beleninova, einer ehemaligen Mitarbeiterin des Zwetajewa-Museums in Moskau und mittlerweile 20 Jahre in Deutschland ansässig. Sie war dabei in Trägerschaft eines Leipziger Vereins einen Reiseführer „Auf den Spuren Marina Zwetajewas in Deutschland“ zu erarbeiten. Er sollte aus Anlass des 130. Geburtstages der Dichterin 2022 erscheinen. In der Folge kam sie auch nach Zossen und besuchte die mit Belyi und Zwetajewa hier verbundenen Stätten. Frau Andrae unterstützte die Suche und brachte auch Material des Heimatvereins, insbesondere Fotografien, bei. Vom Verein Bildung und Aufklärung kamen etliche Antworten auf Fragen Frau Beleninovas zur damaligen Zeit. Der Dank Frau beleninovas war dann unsere gemeinsame Veranstaltung.
Unsere Referentin hatte Herzklopfen, war es doch ihr erster Vortrag zum Thema auf Deutsch. Im Verlauf einer Stunde zeigte sie den Zuhörern und Zuschauern zeigte die Lebensstationen von Marina Zwetajewa und ihrer Familie in Deutschland. Sie berichtete über deren Erlebnisse im Schwarzwald in Berlin und Dresden. Dabei arbeitete sie mit Textstellen aus dem Schaffen der Dichterin und ihrer Schwester, Anastasija Zwetajewa, die Herkunft ihrer engen Bindung an Deutschland heraus. Dabei spielten Reisen ihres Vaters nach Deutschland und dessen Zusammenarbeit Vaters mit Deutschen in Berlin und Dresden ebenso eine Rolle wie Natur und Menschen, denen die Zwetajewa begegnete. Bedrückend waren die Lebensumstände von Marina Zwetajewa und ihrer Familie nach der Revolution 1917, die sie auch nach Deutschland zwangen. Hier lebte sie mehrere Wochen unter den damals 300000 russischen Emigranten in „Charlottenburg“ und sie besuchte Andrej Belyi mit ihrer Tochter in Zossen. Belyi wohnte seinerzeit bei einer Druckerfamilie in der Stubenrauchstraße in Zossen. Es kamen aus dem schriftlichen Nachlass beider Dichter Beschreibungen der Stadt und ihrer Menschen zur Verlesung. Manche Anekdote wurde von Frau Beleninova eingeflochten. Es wurde aus Briefen, die in Zoss4en verfasst wurden, gelesen. Das Publikum brachte viele sachkundige Hinweise bei. Offensichtlich hat das Werk der Zwetajewa auch in Deutschland seine Anhänger. Auch die traurigen Umstände ihres Lebens nach der Rückkehr nach Moskau und ihr Tod wurden diskutiert.
Zum Abschluss trugen Heike und Kurt Liebau ein in Form eines Interviews verfaßtes Gedicht der Zwetajewa vor, das das enge Verhältnis der Dichterin zu Deutschland und dessen Quellen Natur und Kultur thematisierte.
Der Nachmittag macht Lust auf eine Fortsetzung.