Das Thema stand im Mittelpunkt des Februar-Vortrags im Museum „Alter Krug“ in Zossen.
Aller guten Dinge sind drei: Dreimal schon wurde der Vortrag über die Geschichte der weißen Tabakpfeifen angesetzt. 2020 erfolgte die Absage wegen Corona, 2022 wegen des Sturms Kyrill und auch in den Tagen vor dem dritten Termin sahen die Veranstalter sorgenvoll zum Himmel. Aber die Deutsche Bahn ließ den Referenten Bertram Faensen aus Berlin pünktlich in Zossen eintreffen.
Leider fand an diesem Tag nur eine kleine Interessentenschar den Weg in den „Alten Krug“. Und das trotz des schmackhaften Kuchens und des sonnigen Wetters. Aber diese Gäste waren begeistert und voll Lob über die vielen interessanten Informationen. Zunächst wurde klargestellt, dass es sich bei den thematisierten weißen Tabakpfeifen um Ton- - und nicht wie in den Ankündigungen auf den Plakaten irrtümlich zu lesen war - um Porzellanpfeifen handelt.
Der Archäologe Bertram Faensen spannte einen großen thematischen Bogen. Grundlage waren Ausgrabungen von vielen Pfeifenstücken am Roten Rathaus in Berlin, die dann detailliert geschichtlich eingeordnet wurden. Erst erhielten die Besucher Grundkenntnisse über den Tabak, dessen Ursprung, seine Verbreitung und Verwendung. Nach der Entdeckung Amerikas gelangte die Tabakpflanze nach Europa und wurde dort zunächst als Zier- und Heilpflanze angebaut, bis sie dann schließlich auch zum „Rauchen“ benutzt wurde. Von Europa aus wurde der Siegeszug der Tabakpflanzen in Nordamerika fortgesetzt. So gab es in Virginia einst die größten Anbauflächen.
Erste weiße Tonpfeifen wurden in Holland produziert und von dort an der Elbe in Europa verkauft. Auf etlichen gezeigten zeitgenössischen Ölbildern sind diese 60 Zentimeter langen Pfeifen zu sehen. In den Königshäusern entstanden interessante „Kulte“ rund um das Rauchen. Früh erkannte man dort, dass man mit Pfeifen und Tabak gut Steuern erheben und eintreiben konnte. Auch Raubkopien der holländischen Pfeifen fanden damals schon Verbreitung. Daraufhin begannen die Hersteller, ihre Produkte zu kennzeichnen. Dadurch lassen sich noch heute interessante Rückschlüsse zu den Herstellern ziehen. Anlassbezogen wurden die Pfeifenköpfe prunkvoll verziert. Nach einem königlichen Erlass durften in Preußen keine Pfeifen mehr eingeführt werden. So entstanden etliche Fabriken in Berlin und einige im Umland. Der weiße Ton zur Produktion musste aber aus dem Raum Köln, Magdeburg und Bunzlau herangeschafft werden. Es herrschte auch damals schon Fachkräftemangel und die Spezialisten wurden mit großen Zusagen, wie einer Wohnung und Zuschüssen, abgeworben.
Interessant war auch die Vorstellung der Herstellung der Pfeifen und auch des Brennvorganges an sich.
Die Ära der weißen Tonpfeifen endete mit der Porzellanpfeife, die immer preiswerter hergestellt werden konnte und die Zukunft wurde.
Als das letzte Bild gezeigt wurde, waren mehr als 90 kurzweilige Minuten vergangen.