Die Heimat der Obdachlosen
Christiane Geister und ihr Ehemann Dietmar sind die ehemaligen leitenden Betreuer eines Obdachlosenheims. Gemeinsam mit den Menschen, die nahezu alles verloren hatten und somit mittellos und heimatlos geworden waren, wohnten sie in Freital unter einem Dach, 24 Stunden am Arbeitsplatz.
Am 1. November 2025 las das Ehepaar ausgewählte Erlebnisse aus ihrem persönlichen Tagebuch, das 20 Jahre engagierte Arbeit widerspiegelt. Sie erzählten aus dem Leben mit den Bewohnern, die entwurzelt neuen Mut fassen und Strategien für das Leben entwickeln konnten. Als Betreuer hatten die Geisters den Anspruch, Hilfe, Stütze und Wegbereiter in eine neue Zeit zu sein. Es war ihr Ziel, eine Wiedereingliederung in Arbeit, den Bezug einer Wohnung und soweit erforderlich, Therapien zu ermöglichen. Dazu warben sie Spenden ein, suchten Behörden auf und animierten zum Mittun.
Es sind Geschichten aus dem Leben, fröhlich, z. T. in Gedichtform und auch traurig. Manche Obdachlose blieben, andere zogen weiter, einige kamen zurück. Sicher spürten sie die Geborgenheit, die das Betreuerpaar ihnen bot.
Mich hat der Vortrag berührt. Noch Tage danach bewegt mich die Frage: Was macht Heimat aus? Bei Wikipedia lese ich nach. Heimat ist das Gegenteil von Entfremdung. Im Wort steckt „Heim“. Die beiden Geisters gaben Menschen ein Zuhause und eine Perspektive, die Identität stiftet.
Dabei wird mir bewusst, dass die aufopferungsvolle Arbeit des Ehepaars sehr hoch zu schätzen ist. Sie haben viel Lebensfreude und Optimismus eingebracht und sich selbst bewahrt. Aber ihre Heimat haben sie verlassen. Sie wohnen jetzt hier.
Vielen Dank für diesen bemerkenswerten Vortrag.
Text: Ilse Ryczewski
Foto: Th. K.